Wie fahrradfreundlich ist Aichach?
Beim bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Test 2024 (https://fahrradklima-test.adfc.de/) gaben die 109 Teilnehmenden Aichach die Gesamtnote 4,0 – ein Platz im unteren Mittelfeld. Unter 429 Städten vergleichbarer Größe (20.000–50.000 Einwohner) landete Aichach auf Rang 252, in Bayern auf Platz 26 von 49.
Beim „Grünen Tee“ des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen stellte der passionierte Radfahrer Alfred Seitz im Café central die Ergebnisse im Einzelnen vor.
Viele Radler fühlen sich auf der Fahrbahn bedrängt
Konflikte mit Autofahrern (Note 4,1) treten noch häufiger auf als mit Fußgängern (Note 3,5). Auch Hindernisse auf Radwegen und Schutzstreifen (3,9) sowie das Thema Fahrraddiebstahl (3,9) wurden mehrfach kritisch genannt.
„Was mir besonders auffällt: Den Leuten ist Sicherheit beim Radfahren am wichtigsten. Aber genau da schneidet Aichach mit einer 4,3 richtig schlecht ab.“, so Seitz.
Das Thema Sicherheit wurde in der Runde lebhaft diskutiert. Eine Teilnehmerin meinte: „Ich find’s besonders gefährlich, wenn ich vom Radweg auf die Straße geleitet werde – das passiert hier richtig oft. Dann bleib ich lieber gleich auf der Straße.“ Eine andere Radlerin ergänzte: „Es gibt viel zu wenig Radwege. Und diese Streifen, z.B. Richtung Bahnhof, sind so schmal, dass die Autos viel zu nah an mir vorbeifahren.“
Ruth Reisinger brachte eine konkrete Idee ein: „Fahrradstraßen wären eine gute Lösung, zum Beispiel in der Ludwigstraße oder Prieferstraße. Da fahren die Kinder teilweise zu viert oder zu fünft nebeneinander zur Schule.“ In einer Fahrradstraße wäre das nicht nur erlaubt, die Radler hätten dort auch Vorrang – für die Schulkinder wäre das deutlich sicherer.
An letzter Stelle im Test rangieren die Fahrradmitnahme im ÖPNV (Note 4,8), die Werbung fürs Radfahren (Note 4,7) und das fehlende öffentliche Fahrradverleihsystem (4,9).
Eine Teilnehmerin sagte zum Thema ÖPNV: „Das ist wirklich ein Problem. Im Bus kann man das Rad gar nicht mitnehmen, im Zug kostet es extra, die Stufen sind so hoch, dass man es kaum reinbekommt, und dann ist die Mitnahme auch noch begrenzt!“
Doch es gibt auch Lichtblicke

Positiv bewertet wurden unter anderem die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,7), das zügige Vorankommen (3,0) und dass Jung und Alt mit dem Rad unterwegs sind (3,0). Auch hierzu gab es Diskussionen. Einige Anwesende wunderten sich über die gute Bewertung der Erreichbarkeit. Von Gallenbach, Griesbeckerzell, Unterschneitbach oder Oberbernbach aus sei das Zentrum mit dem Rad keineswegs einfach und sicher erreichbar.
Im Vergleich zu anderen Orten schneidet Aichach bei der Reinigung der Radwege (+0,3), dem Winterdienst (+0,3) und der Oberflächenqualität (+0,2) etwas besser ab. Dabei wurde in der Runde auch kritisch gefragt, wie oft der Winterdienst überhaupt zum Einsatz kommt. Im vergangenen Winter zum Beispiel gab es gar keinen Schnee.
Seitz wies darauf hin, dass sich die Gesamtnoten über die letzten zehn Jahre minimal verschlechtert haben. Es sei also höchste Zeit, etwas für die Radlerinnen und Radler in Aichach zu tun.
„Es wäre doch für alle gut, wenn Radfahren hier nicht nur sicherer, sondern auch attraktiver wäre.“
Der Ortssprecher der Aichacher Grünen hatte auch gleich einen Vorschlag
Aichach könnte der AGFK Bayern beitreten, der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen. Dort tauschen sich Städte und Gemeinden aus, holen sich Unterstützung bei der Radverkehrsplanung und profitieren von Förderprogrammen. „Und wenn wir mehr Radler hier haben, dann bringt das ja auch wieder Kundschaft für die Eiscafés, Biergärten und andere Lokale!“
Die Grünen-Fraktion hatte diesen Schritt bereits früher im Stadtrat vorgeschlagen, stieß mit dem Antrag jedoch auf Ablehnung. Vielleicht ist das aktuelle Umfrageergebnis ja jetzt der Anstoß, das Thema neu aufzugreifen.
Diana Selig, Sprecherin OV Aichach
Übrigens: Der „Grüne Tee“ ist offen für alle – egal ob Mitglied oder einfach nur interessiert. Wir treffen uns jeden ersten Samstag im Monat ab 10:00 im Café Koch, tauschen uns aus, informieren oder entwickeln Ideen, wie unsere Stadt noch lebenswerter werden kann.